Bädertagung 2019 in Lünen bringt Badbetreiber und Politik ins Gespräch

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Mit mehr als 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war die Bädertagung des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) und seiner Partner am 16. März 2019 in Lünen überaus gut besucht. Das Motto war und ist: „Gemeinsam für eine ortsnahe Bäderlandschaft“. Dafür setzen sich der DSV, der Schwimmverband NRW (SV NRW), das Netzwerk Bürgerbäder (Netzwerk) sowie der Bundesverband Deutscher Schwimmmeister (BDS) nachhaltig ein. Dabei geht es nicht um Badetempel und Wellnessoasen, sondern insbesondere darum, „Lehrschwimmbecken und bezahlbare Bäder zu erhalten“, so Wolfgang Hein, Vizepräsident des DSV.

Der Appell ist offenbar auch im politischen Raum angekommen. Detlef Berthold, Referatsleiter „Sportstätten“ in der Staatskanzlei NRW, erläuterte das Investitionsprogramm zur Modernisierung und Sanierung von Sportstätten und Bäder, für das die Landesregierung in den nächsten Jahren etwa 300 Mio bereitstellt. Es handele sich dabei um eine Festbetragsfinanzierung von maximal 90% der Kosten, die sich ausschließlich an bestehende Vereine und Verbände des Sports, die eigene oder kommunale Sportstätten und Bäder betreiben, richte. Der Frage, wie Vereine des „Netzwerks Bürgerbäder“ in das Programm einbezogen werden könnten, werde man, so Bertholds Zusage, noch prüfen. Diese Betreiber- und Fördervereine für Bäder sind keine Sportvereine im klassischen Sinne, erfüllen aber durch ihr Engagement um den Erhalt der Bäder eine überaus wichtige gesellschaftliche Aufgabe um den Erhalt der Bäder. Dort lernen Kinder schwimmen, dort treiben Erwachsene Sport und verbringen sinnvoll ihre Freizeit.

Den Stellenwert der Bäder für die Gesellschaft hob Uwe Lübking, Beigeordneter des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, in seinem Referat besonders hervor. Per Definition sei die Bereitstellung von Bädern zwar eine „freiwillige Aufgabe“, eine Kommune komme nach seiner Auffassung im Rahmen einer „integrierten Stadtentwicklung“ aber nicht umhin, „Bewegungsräume und ortsnahe Bewegungsmöglichkeiten“ für den Bürger zu schaffen. Dazu gehörten insbesondere Sportstätten und Bäder. Diese seien auch ein Standortfaktor und dienten u.a. der sozialen Integration der Menschen im Quartier. 

Was im Rahmen eines bürgerschaftlichen Engagements möglich ist, zeigte Dr. Hartwig Carls-Kramp, als er dem Publikum das Elsebad in Schwerte vorstellte. Dieses war seinerzeit geschlossen und marode, wurde aber vor über 20 Jahren von einem Förderverein übernommen und wird seitdem von einer gemeinnützigen GmbH betrieben. Dass das Unternehmen mit vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern erfolgreich und nachhaltig ist, zeigte Carls-Kramp in eindrucksvollen Bildern. Das Elsebad ist heute eine feste Größe im Freizeitangebot der Stadt Schwerte.

Nach vielen interessanten Einzelgesprächen ging es im zweiten Teil der Tagung um Fragen der Technik und der Betriebsführung. Ulf Dittberner von der Planungsgruppe VA in Hannover zeigte, wie sich auch in kleineren Bädern lohnenswerte Maßnahmen zur Einsparung von Energie umsetzen und damit Betriebskosten sparen lassen. Andreas Wildoer, der mit einer gemeinnützigen GmbH vier Bäder in Mülheim an der Ruhr führt, erläuterte die „Optimierung des Personaleinsatzes“ in Bädern aus seiner Sicht. Stefan Skibitzki vom BDSreferierte über die Verkehrssicherungs- und Aufsichtspflicht in öffentlichen Bädern, zu denen auch die vereinsbetriebenen Bäder gehören. 

Schließlich stellte Dr. Gerd Koch von den Stadtwerken Lünen (die Tagung fand im Hause der Stadtwerke statt) das Lippe Bad in Lünen vor. Dieses Bad wurde als erstes in Deutschland nach dem Passivhaus-Standard errichtet. Im aktuellen Monitoring erläuterte Dr. Koch die positiven Ergebnisse hinsichtlich des Energieeinsatzes, die diese Bauweise und der nachhaltige Betrieb des Bades erzielt haben. 

Ein wichtiges Resümee der Veranstaltung ist, dass der Stellenwert und die Bemühungen um den Erhalt und die Modernisierung von Bädern nun auch in Gesprächen zwischen Sport- und Betreibervereinen auf der einen und Vertretern der Landes- und Kommunalpolitik auf der anderen Seite deutlich wird und zu positiven Ergebnissen führt. „Die Tagung ist eine Hilfestellung für Bädervertreter, Politik und Kommunen, um den vielen Bäderschließungen in Deutschland ein Ende zu setzen“, so Dr. Rudolf Salmen, Bäderreferent des SV NRWund Initiator der Lüner Bädertagung.

Die Referenten und Organisatoren der Bäderfachtagung in Lünen:
Vordere Reihe (v.l.n.r):
Detlef Berthold, Staatskanzlei NRW; Uwe Lübking, Deutscher Städte- und Gemeindebund; Dr. Rudolf Salmen Bäderreferent SV NRW; Dr. Gerd Koch, Stadtwerke Lünen
Hintere Reihe (v.l.n.r):
Wolfgang Hein, Vizepräsident des DSV; Stefan Skibitzki, Bundesverband Dt. Schwimmmeister; Dr. Hartwig Carls-Kramp, Netzwerk Bürgerbäder; Ulf Dittberner, Planungsgruppe VA GmbH; Andreas Wildoer, SWiMH gGmbH

Am Rande der Tagung stellte Prof. Dr. Lutz Thieme von der Hochschule Koblenz sein Projekt „Bäderleben“ vor. Dabei geht es um die umfassende Erhebung und Bereitstellung valider Daten zu den Bädern in Deutschland einschließlich wesentlicher Ausstattungsmerkmale. 

Das Ergebnis soll ein Bäderatlas sein, der aktuell ist und mit dem u.a. valide dokumentiert werden kann, ob und in welchem Umfang das Bädersterben in Deutschland stattfindet.

Nähere Informationen gibt es auf der homepage der Hochschule Koblenz www.hs-koblenz.de, und auf https://www.hs-koblenz.de/wiso/spm/netzwerk-beratung-iss-und-forschung/aktuelle-forschungsprojekte/baederleben/

Das Netzwerk Bürgerbäder wird ein Kooperationspartner dieses Projektes, das so ähnlich wie beim Wikipedia-Prinzip von allen gemeinsam gepflegt werden soll.

Blick auf die Hochschule Koblenz